2002 hatte ich im Frühjahr immer noch zu tun mit dem Abschluss meines Vordiploms, welches an einer Prüfung lag (technische Informatik), die ich eigentlich schon am Ende des vorherigen Semesters wiederholen wollte, dies mir aber nicht vergönnt war. Doch dann hatte ich es geschafft (Mitte Januar) und konnte nun offiziell Hauptstudiumsveranstaltungen besuchen (das tat ich vorher auch schon, konnte aber dort nur Scheine machen, keine Prüfungen).In meinem fünften und sechsten Semester habe ich als Übungsleiter für die Grundstudiumsveranstaltung Mathematik für Informatiker, als Übungsassistent CAD/CAM für Ingenieure und als HiWi für die Datenbankler an der Fakultät für Informatig tätig (siehe http://www.familie-graf.info/studium). Zum Teil war dies mit viel Arbeit verbunden, da wir Übungsleiter nie irgendwelche Musterlösungen bekamen und so alles selbst von Hand vorbereiten mussten. Doch es hat unheimlich Spass gemacht, besonders wenn man sieht, dass es (fast) alle seine 'Schäfchen' durch die Prüfung schafften. Lehrer kann manchmal ganz schön anstrengend sein, aber es ist auch ein dankbarer Beruf mit viel Menschennähe und Spass bei der Arbeit. Ich habe es selbst erlebt. :)
Mittelfristig war mein Ziel, ein Auslandsstudium zu machen, wenigstens für ein halbes, besser für ein ganzes Jahr. Mein Ziel war Neuseeland, doch der DAAD sah sich nicht in der Lage, mein Vorhaben zu stützen, also musste ich mich nach anderen Finanzquellen umschauen. Da ich schon länger mit dem Gedanken gespielt hatte, mich wegen meines gesellschaftlichen Engagements einer Stiftung und ihrer Arbeit anzuschliessen, waren dies gleich zwei Gründe, mich bei Stiftungen mit Bildungsprogramm zu bewerben. Erste Versuche in dieser Richtung unternahm ich schon Anfang 2001, doch es sollte bis Frühjahr 2002 dauern, bis ich bei der Friedrich Ebert Stiftung als Stipendiat aufgenommen wurde. Darüber und über die im Herbst 2002 erfolgte Verlängerung meines Stipendiats bin ich äusserst glücklich (http://www.familie-graf.info/fes). So war es mir auch möglich, im Sommer 2002 mein lang geplantes Vorhaben des Auslandsaufenthaltes wahr zu machen. Davor lag eine Menge Arbeit für die Bewerbung an der Uni, der Anerkennung meiner Leistungen dort und dem Abgleich des Curriculums, so dass meine dort gehörten Veranstaltungen auch hier 'gutgeschrieben' werden würden. Letztendlich war zum Sommeranfang alles klar, das Visum für ein Jahr im Juni unterwegs zu mir und ich bereit für Auckland.
Dann ging alles doch schneller als ich es mir wünschen konnte: kaum waren meine Vorlesungen hier zu Ende (Mitte Juli), ging auch schon mein Flieger (16.Juli), doch vorher sollten eigentlich noch einige Prüfungen stattfinden und meine Wohnung sollt ordentlich an meine Freundin übergeben werden, die sie für meine Zeit der Abwesenheit nutzen wollte (womit ich auch die 'umsonst' gezahlte Miete wieder decken konnte). Da alles so eng war, habe ich dann nur eine Prüfung in Erziehungswissenschaft gemacht, über das neue Medium Computer und im speziellen Computerspiele in ihrem Einsatz und Wirkung für Bildungs- und Lernprozesse. Dies lief so gut, dass mir die nächsten zwei Tage mit Auf- und Umräumen leicht fielen und ich zusätzlich durch die Vorfreude wie betrunken auf meinen Abflugtermin 'hineierte'. Meine Eltern haben mir sehr geholfen, meine Bude fast vollständig von Klamotten und Sachen zu befreien, so dass sie vernünftig übergeben werden konnte. Die Abschiedsfahrt nach Berlin war geprägt von erschöpftem Schweigen, dass sich erst wieder hob, als ich am Gate stand, der Moment des Abschieds kam und dazu mein bester Freund auftauchte (Marc Appelles, einige koennten ihn vielleicht auch kennen, HuSchu Abi-Jahrgang 96).
Der Flug war lang und mein Jetlag wirkte noch Wochen nach. Die Zeit in Auckland war spitze, ich bin auf der Nordinsel rumgekommen und habe das britische Unisystem kennengelernt. Anfangs war die Belastung recht moderat, zum Ende hin wurde es immer mehr. Ich habe viel programmiert, aber auch ein wenig geforscht. Am eigenen Leib musste ich erfahren, dass ein Trennung mit Entfernung von seiner Freundin nicht immer gut gehen kann, nach zwei Monaten war ich wieder Single. Näheres zu Neuseeland und meinem Schaffen und Erleben dort gibt es unter http://www.familie-graf.info/NZ.
Am Ende meines Studiums habe dann noch an einem Workshop des neu gegründeten HiTLab NZ in Christchurch (NZ Südinsel) teilgenommen. Dort ging es um neuartige, ergonomische Benutzerschnittstellen, die durch 'augmented reality' (angereicherte Realität: eine Überlagerung von Echtbildern und computergenerierter Grafik) realisiert werden. Diese sieben Tage waren sehr spannend und lehrreich, ich habe tolle Leute kennengelernt und bin mit Ideen und Visionen auch für meine eigene Diplomarbeit herausgegangen. Jeder Teilnehmer hat sogar eine Grundausstattung an Hard- und Software mit nach Hause bekommen, um alleine weiterexperimentieren zu können! Das war ein tolles Seminar, vom Inhalt, vom Ablauf und besonders von der Athmosphäre - wie fühlten uns alle wie kleine Forscher.
Weil ich daran Geschmack gefunden habe, war der Gedanken, am HiTLab mein obligatorisches Berufspraktikum zu machen, gar nicht fern. Die ersten Absprachen sind dahingehend schon während des Seminars gelaufen, es hing bloss noch an einem Partner, den ich mir suchen musste (sie nehmen nur Teams als Praktikanten), und an der Finanzierung. Ersteres ist mittlerweile geklärt, eine Mitkommilitonin aus Magdeburg hat Gefallen an dem Gedanken gefunden und scheint mir auch befähigt zu sein, das für alle gewinnbringend mitzumachen. Nun hängt es lediglich am Geld und somit auch am Thema: wir brauchen einen Sponsor aus der Industrie, der an neuen Interaktions- und Präsentationstechniken interessiert ist und dafür zwei Prakikanten ein halbes Jahr lang unterstützt. Da hänge ich nun gemeinsam mit dem HitLab dran, ich hoffe bis März 2003 (da wollte ich mein Praktikum beginnen) werden wir was fest gezurrt haben.
Zurück zum Ende des Seminars: gleich darauf bin ich von Christchurch nach Australien (Sydney) geflogen. Dort hatte ich mit einem Kommilitonen aus Auckland (Peder aus Norwegen) verabredet, wir wollten Australien mit dem Rucksack erkundigen. Das hat auch alles geklappt, wir sind mit Bus, per Anhalter und zu Fuss durch den Teil Australiens, der, wenn man sich vorstellt, eine Uhr sei auf die Karte Australiens projiziert, im Gebiet zwischen 3 und 6 Uhr liegt, gereist. Es ging von Sydney nach Canberra, zu den Snowy Montains (ja, ich habe die zwei höchsten Berge Australiens im Winter bestiegen!), weiter nach Melbourne, von da nach Alice Springs (okay, das war ein Flug), dann zu Uluru (Ayers Rock National Park) & Kings Canyon, wieder an die Kueste nach Adelaide und zurück über Melbourne nach Sydney. Insgesamt war ich einen Monat unterwegs. Davon gibt es auch viel zu berichten, leider hatte ich in der Zeit nur ein Notizbuch und meine normale Kamera, daher gibt es keinen Bericht auf meiner Webseite.
Zu Überraschung meiner Eltern tauchte ich dann am ersten Weihnachtsfeiertag vor ihren Augen auf, ein Augenblick auf den ich seit drei Monaten gewartet hatte. Es war gar nicht so sicher, dass ich ihn überhaupt erleben werden würde, da bis eine Woche vor dem geplanten Abflug am 22.12. mein Platz noch nicht bestätigt war. Auf jeden Fall habe ich die letzten Tage des Jahres bei meiner Familie verbracht, was sich als sehr erholsam und kräftigend herausgestellt hat. Diese Kraft werde ich aber auch brauchen, denn kurz vor meinem baldigen Abflug am 15.1. werde ich noch zwei Prüfungen machen, damit ich die nicht noch länger vor mir her schiebe. Dann wird mein Flug über Japan (10 Tage Aufenthalt) und Australien (5 Tage Aufenthalt) zurück nach Christchurch gehen, wo ich mich mit meinen Eltern am 29.1. für eine gemeinsame Rundreise über die Süd- und Teil der Nordinsel treffen werde. Danach steht entweder das Praktikum an, was ich stark hoffe, oder ich studiere weiter, ob nun in Auckland oder Christchurch ist dabei noch nicht raus.
So, das war mein Jahresbericht. Bestimmt passiert in diesem Jahr auch wieder einiges, vielleicht geht ja das Heiraten und Kinderbekommen in meinem Freundeskreis weiter, ein Prozess, der mich zwar noch nicht erfasst habe, den ich aber mit Freude beigleite, nicht nur, weil es dann wieder einen Anlass für eine Party gibt. :)
So, dass war's erstmal von mir. Die langfristig sicherste Möglichkeit, mich zu erreichen ist christian@familie-graf.info. Dort stelle ich die jeweils aktuelle Weiterleitung auf meine eMail ein.
Bis zum nächsten Bericht!
Christian