Semesterbericht
(Wintersemester
2002)
Zur Gliederung des Studiums in Magdeburg bitte ich meinen letzten Bericht
zu Rate zu ziehen.
Ich hatte in meinem letzten Bericht dargelegt, welche Kurse ich in Auckland
belegen werden würde und warum gerade diese. Es fällt natürlich auf, dass ich
im Gegensatz zu Magdeburg mit sechs oder mehr hier ‚nur’ drei Kurse belegt
habe. Dies begründet sich einfach im Aufbau des neuseeländisches Studiums, in
dem gar nicht vorgesehen ist, dass ein Student mehr als vier Kurse pro Semester
macht. Demnach ist auch der Arbeitsaufwand für das einzelne Fach sehr hoch und
man schafft einfach nicht mehr, ohne etwas anderes ‚schleifen’ zu lassen.
Es war für mich einigermaßen gewöhnungsbedürftig, mich an
die Stadt, die neue Uni, den Verfahren und Gewohnheiten an der Uni und im
allgemeinen Leben anzupassen. Dies verursachte besonders in den ersten zwei Monaten noch Verzögerungen in
der Arbeit und Ablenkungen vom Kern meines Aufenthaltes: dem Studium.
Die Art der Prüfungen am Ende des Semesters waren
ziemlich anders als in Magdeburg und nicht zu meinem Vorteil: innerhalb von
fünf Tagen hatte ich zwei schriftliche Prüfungen. Dabei ist zweites Faktum
gravierender als erstes. In Magdeburg darf ich im Rahmen eines
Nachteilsausgleichs immer mündliche geprüft werden, weil ich eine nachgewiesene
Konzentrationsschwäche habe, die lange Prüfungen nicht zulässt. Dies war in
Auckland nun nicht möglich. Es gibt zwar ähnliche Verfahren hier, doch dann
hätte ich meine gesamte Krankenakte mitsamt der Berichte und Gutachten amtlich
übersetzen lassen müssen. Das wäre unbezahlbar gewesen. So musste ich die für
mich ungünstigen langen Prüfungen (zwei Zeitstunden) in Kauf nehmen.
Ich bin der Überzeugung, dass ich als Informatiker, wenn
auch mit der Spezialisierung rund um Bilder, deren Erzeugung und Auswertung,
wenigstens ein allgemeines Grundverständnis für alle Aspekte rund um den
Computer erwerben sollte. Daher hatte ich mich auch entschlossen, weiter im
Bereich technische Informatik zu lernen. Der Kurs über Betriebssysteme hat hier
meinen Stundenplan dementsprechend ergänzt. Da ich von Anfang an wusste, dass
ich in diesem Fach nur einen Schein in Magdeburg einbringen kann und keine
Prüfung, habe ich lieber meine Energie in die für mich wichtige Grafik
gesteckt.
Bereich |
Fach |
Leistungsnachweis |
Computervisualistik |
Prüfung (B+) * |
|
|
Prüfung (B-) ** |
|
Technische Informatik |
Prüfung (B-) ** |
Mein Augenmerk in diesem Semester lag auf der
Computervisualistik, insbesondere auf einer Vertiefung im Bereich der Computer-Grafik
(CG) und auf einer kompetenten Einführung in Computer Vision (CV). Das erste
beschäftigt sich damit, wie man aus gegebenen Geometriedaten und Eigenschaften
ein möglichst realistisches Bild errechnet. Das zweite fokussiert sich auf die
Frage, wie man aus vorhandenem Bildmaterial die Eigenschaften und die Geometrie
eines Objektes errechnen kann. Somit stehen sich die beiden Felder von ihrer
Zielsetzung diametral gegenüber, beide sind aber wichtige Teilgebiete der
Computergrafik und daher auch fester Bestandteil meiner Ausbildung in
Magdeburg. In Auckland hatte ich sogar das Glück, beim Autor des Standardwerks
im Bereich CV Vorlesungen besuchen zu können.
Meine persönliche Aufmerksamkeit richtet sich immer mehr
auf innovative Formen der Visualisierung und der Benutzerschnittstellen. Um
besonders letztes Thema zu vertiefen, bewarb ich mich für das vom neu
gegründeten HitLab NZ (http://www.hitlabnz.org)
an der
Universität Christchurch veranstaltete Seminar zum
Thema ‚Augmented Reality’
(Angereicherte Realität). In einer Woche voller Unterrichts- und
Übungseinheiten habe ich dort zusammen mit exzellenten Studenten die Grundlagen
erlernt, wie mittels eines Mixes aus Echt- und computergeneriertem Bild ein Interaktionsraum geschaffen
werden kann. Dieser ist für mehrere Benutzer ‚begehbar’, die sich nicht
unbedingt an und demselben Platz aufhalten müssen. Damit ist die Grundlage für
ein weiteres innovatives Feld, der Tele-Kolloboration,
geschaffen. Ich habe eine Menge neuer Erfahrungen und Ideen aus diesem Seminar
mitgenommen und fühle mich in der Richtung meiner Interessen bekräftigt, hier
besonders die Grafik und die User-Interfaces.
Alle Scheine aus dem letzten Semester in MD muss ich nachmachen (weil, wie
im letzten Bericht dargelegt, keine Zeit mehr war). Die Hausarbeiten in
Politikwissenschaften schreibe ich während dieses Semesters fertig. Bei meiner
Rückkehr nach Deutschland werde ich noch eine Prüfung im
Bereich praktische Informatik nachholen. Den Leistungsnachweis in technischer
Informatik möchte ich durch ein Scheingespräch erwerben. Ich hatte mich bemüht,
ihn mündlich aus der Ferne zu machen, dies war jedoch am Vorlesenden
gescheitert.
Ich muss in meinem Studium ein
Pflichtpraktikum absolvieren. Meine Bemühungen im letzten Semester hatten sich
dahingehend entwickelt, dass ich mit verschiedenen potentiellen
Praktikumsgebern in Kontakt war und wir über mögliche Themen nachdachten. Ich
bin am Ende durch ein nicht ganz transparentes Verfahren meiner
Heimatuniversität um eine entscheidene Option
gebracht worden, konnte jedoch im ‚HitLab NZ’ einen
Unterstützer und Praktikumsgeber finden. Mein genaues Thema steht noch nicht
fest, aber wir werden in der ersten Woche ein adäquates finden, welches sich um
Visualisierung mittels AR drehen wird.
Bisher ist, wie im letzten Bericht schon begründet nachzulesen war, damit
zu rechnen, dass ich ein Semester länger brauchen werde (insgesamt also 11). Dies
wird noch wahrscheinlicher durch die Konsequenz aus einem Mangel in meinem
Studienplan, auf den mich ein Kommilitone aufmerksam machte: ich habe die
Pflichtveranstaltung ‚Simulation’ noch nicht belegt. Diese wird meines Wissens
immer nur jährlich im Sommersemester angeboten.
Diplomarbeitsthema: Wie schon im letzten Bericht vorgestellt, könnte ich
mir gut eine Kombination aus CAD, Datenbanken und Visualisierung als
Abschlussthema vorstellen: Dies sind die drei Bereichen, die ich mir in meinem
Studien als Schwerpunkte gesetzt habe oder die mir durch die Studienordnung
schon vorgegeben sind. Dabei tritt zur Zeit der letzte
Punkt mehr in den Vordergrund als die anderen beiden. Ich bin mir aber ziemlich
sicher, dass diese bei meiner Rückkehr nach Magdeburg wieder an Gewicht
gewinnen. Erstens muss ich in Konstruktion und Fertigung innerhalb eines
Semesters eine projektähnliche Arbeit abliefern und zweitens hat das Institut
für Datenbanken, wo ich HiWi war, reges Interesse,
mich wieder in ihrer Gruppe willkommen zu heißen. Ich werde selbst erst sehen
müssen, wie die jetzt kommende Arbeit meine zukünftige Richtung beeinflusst und
bestimmt. Das hängt ganz entscheidend davon ab, welche Möglichkeiten sich
bieten und welche nicht.
Soweit von mir. Wenn Sie noch Fragen haben sollten erreichen Sie mich wie
im Anschreiben angezeigt unter christian@familie-graf.info.
Vielen Dank und
Mit freundlichen Grüssen