Semesterbericht
(Sommersemester 2003)
Studieninhalte
Generell
Zur Gliederung des Studiums in Magdeburg verweise ich auf meinem Bericht zum Wintersemester 2002-2003.
Wie in unserem Studienplan vorgesehen, wollte ich im vierten Studienjahr ein Praktikum absolvieren und hatte mich daher um einen Praktikumsplatz bei verschiedenen vielversprechenden Forschungsinstituten beworben. Das Praktikum soll dazu dienen, theoretisch gelerntes Wissen und Verfahren praktisch anzuwenden. Der Student soll einen Einblick in die zukünftige Arbeitswelt erhalten und möglicherweise mit diesem frühen Kontakt ein etwaiges Themengebiet für seine/ihre Diplomarbeit erkunden.
Zwar hatte ich schon früh begonnen, Kontakte zu einigen interessanten Arbeitgebern aufzubauen, doch mußte ich leider eine hoffnungsvolle Option durch unklare Bewerbungs- und Auswahlverfahren und –termine von meiner Liste streichen. Eine andere kam bei näherem Betrachten der Aufgabe und des damit verbundenen Forschungsaufwandes für ein halbjähriges Praktikum nicht mehr in Frage. Der im letzten Bericht angesprochene Workshop im HITLab Neuseeland brachte mir vor Augen, welches Potential in neuer Interfacetechnologie, insbesondere der ‚Augmented Reality‘ (Angereicherte Realität - AR) liegt. Da ich dieses Interesse gerne vertiefen wollte und mir vorstellen konnte, in diesem Gebiet auch weiter tätig zu werden, hatte ich mich schließlich entschlossen, mein obligatorisches Berufspraktikums am HITLab im Bereich AR-Benutzerschnittstellen zu absolvieren.
Individuell
Über das letzte Semester gibt es recht wenig außerhalb der Arbeit am HITLab zu berichten, welches meinen Arbeitstag zu genüge füllte. Mein Praktikum lief sehr schleppend an, was zum Teil durch unklare, nicht gefestigte Strukturen in dem noch sehr jungen Unternehmen zu erklären ist. Hinzu kam, daß Personaldecke noch nicht voll ausgebaut waren, so daß als wissenschaftlicher Ansprechpartner nur der Chef in Frage kam und dieser sehr häufig überlastet war. Dadurch brauchte jede Aktion, sei sie administrativer oder inhaltlicher Natur, extrem lange (z.B. einen neuen Schlüssel für den 24h Zugang des Labs zu besorgen). Im den ersten paar Wochen war es ein sehr hinderlicher Umstand, daß noch kein geeigneter Arbeitsplatz mit Computer etc. für mich bereitgestellt werden konnte. Die materiellen Umstände hatten sich nach zwei Monaten gebessert, die personellen nicht bis kurz vor dem eigentlich angestrebten Ende meines Praktikums.
Durch die angesprochenen Zu-/Umstände kam es zu erheblichen Verzögerung in dem von mir ausgefertigten Zeitplan, der unter den gegebenen Umständen einfach zu optimistisch angelegt war. Ich habe die mir anfangs nicht anders zu nutzende Zeit als gut als möglich darauf verwendet, eine ausführliche Hintergrundrecherche durchzuführen. So konnte ich einer umfassende Darstellung der bisher in dem Bereich getätigten Forschung und praktischen Anwendung getätigten Arbeit in meinen Bericht münden lassen. Gleichrangig, jedoch zeitig nachgeordnet hatte ich Kontakt zu den weltweit zur Zeit mit diesem oder adjazenten Themen beschäftigen Forschungsgruppen aufgenommen, um zu eruieren, in wie fern die von ihnen angewendeten und entwickelten Programmpakete für mein angestrebtes Forschungsvorhaben relevant und für meine Zwecke geeignet sind. Dieser Aspekt nimmt einen weiteren Teil meines Berichts in Anspruch. Es stellte sich heraus, daß das Antwortverhalten der angesprochenen sehr unterschiedlich ist und eher Wochen und Monate in Anspruch nimmt, denn innerhalb von Stunden oder Tagen, wie man bei einem modernen Kommunikationsmittel wie eMail annehmen sollte.
Auf meine Rückfragen bezüglich dieser Verzögerung konnte ich eine neue Dimension der Forschungsarbeit lernen: die Kommerzialisierung von Forschungsergebnissen und Fragen nach geistigem Eigentum an Ideen und Verfahren nimmt eine recht großen Teil der Entwicklungsphase ein und hindert interessierte Co-Forscher an einer fruchtvollen Weiterentwicklung. Ein anderer Verzögerungsfaktor ist die Einbeziehung von kommerzieller Software, die uns als noch nicht etabliertem Forschungsinstitut mit begrenztem Budget nicht zur Verfügung stand, in vielen der von mir betrachteten Projekte. Ich habe etwa einen Monat damit verbracht, mit entsprechenden Unternehmen zu verhandeln, daß das HITLab wenigstens begrenzte Versionen der nötigen Software kostenlos zur Verfügung gestellt bekommt. Auch dies eins der Dinge, die ich im Bereich der angewandten Forschung gelernt habe. Das von mir dann als Grundlage für meine weitere Forschung ausgewählte Softwarepaket lief in seiner vollen Funktionalität letztlich erst sechs Wochen vor dem angestrebten Ende meines Praktikums. Daher habe ich dieses auch um drei Wochen verlängert. Trotzdem hat dies nicht genügt, um die abschließenden Benutzertest und Vergleichsreihen durchzuführen. Diese muß ich in einer zeitlich nachgeordneten Untersuchung zu meiner bisherigen Arbeit hinzufügen.
In den nächsten 20 Wochen werde über das Praktikum und die Ergebnisse eine Studienarbeit anfertigen, diese meinem Betreuen an der Universität Magdeburg vorlegen und in einem Kolloquium verteidigen. Die Arbeit und mein Vortrag werden mit einer Note bewertet, die ins Diplom einfließt.
Studienschwerpunkte
Das Augenmerk in meinem Praktikum lag auf Schnittstellen zwischen Mensch und Computer (‚Human Computer Interface‘ – HCI) und deren innovative Weiterentwicklung. Ich habe sehr viel über das Design und häufige, zu vermeidende Fehler in diesem gelernt und selbst ausprobieren können, wie gutes Design dem Anwender bei der Arbeit nicht nur hilft, sondern diese erst möglich macht. Damit ist HCI für mich eine der wichtigsten Aspekte am Computer geworden, denn ganz egal wie raffiniert und ausgeklügelt ein Programm/Computer/mobiles Endgerät etc. ist, ohne eine menschenfreundliche Oberfläche ist es, wenn überhaupt, nicht im vollem Umfang zu nutzen.
Ich habe mich im weiten Gebiet HCI mit ‚augmented reality‘ Benutzerschnittstellen beschäftigt, die eine Kombination aus Realbild und computergenerierten Bildern nutzen, um den Anwender eine neue Form der Interaktion zu bieten. Diese erfolgt nicht mehr wie bisher üblich durch Tastatur, Maus o.ä. in einem von der Darstellung unabhängigem Raum, sondern direkt in diesem. Das heißt, der Nutzer sieht, an was er arbeitet und kann dieses direkt verändern, als ob er/sie es anfassen würde. Um diese ‚Illusion‘ möglich zu machen, muß der Anwender bisher noch eine 3D-Datenbrille tragen, die mit vom Computer mit dem Realbild seines normalen Gesichtsfeldes plus der überlagerten, computergenerierten Grafik ‚gefüttert‘ wird. Weitere Hindernisse sind bei dieser sich noch in den Kinderschuhen befindlichen Technologie eher an der Tagesordnung denn Ausnahme, aber dies macht das Thema besonders spannend.
Meine selbstgestellte Aufgabe war es, herauszufinden, wie Nutzer mit einem computergeschaffenen Character, der ihnen zum Beispiel eine Museumsausstellung präsentiert umgehen. Fühlt sich der Betrachter mehr angesprochen, wenn Themen von einem menschenähnlichen Lektor präsentiert werden? Hat diese Form der Darbietung wirklich performative Vorteile, d.h. merken sie Zuschauer mehr? Entlang dieser zwei Fragen (subjektive Befriedigung und objektive Leistungssteigerung) entwickelte sich meine Arbeit (mit den oben schon genannten Problemen). Dies sollte im Vergleich zu üblichen Textdarstellung, Videofilmen, Computeranimationen etc. gesehen werden, die heute genutzt werden, um Informationen möglichst interessant und memoriable zu präsentieren.
Ein Nebenaspekt meines Aufenthaltes am HITLab war, daß ich einen Einblick in die Welt der Forschungsgemeinschaft bekommen habe. Mehrere Workshops fanden in dieser Zeit statt, und ich konnte mich mit anderem im gleichen Gebiet arbeitenden Studenten, Graduierten und Wissenschaftlern rege austauschen. Der Höhepunkt war die zweitätige CHINZ Konferenz in Dunedin, zu der hochkarätige Forscher aus dem Pazifikraum zum Thema HCI vortrugen und diskutierten. Diese Erfahrung war bedeutend im Hinblick auf meinen persönlichen weiteren Berufsweg, denn sie hat mir gezeigt, daß Forschung ein überaus spannendes Thema sein kann.
Studienplanung
Das kommende Semester wird ein sehr arbeitsreiches und anstrengendes. Ich muß noch eine Prüfung in praktischer Informatik nachholen (schon mit Prüfendem generell abgestimmt, der Termin steht aber noch nicht fest), den Schein in technischer Informatik durch ein Scheingespräch abschließen und meine Hausarbeiten in Politikwissenschaften schreiben und abgeben.
Hinzu kommen natürlich neue Lehrveranstaltungen: die bisher nicht belegte Pflichtveranstaltung ‚Einführung in die Simulation‘ (Simulation 1), weiterführendes in meinem Anwendungsfach ‚Konstruktion und Fertigung‘ und das Kolloquium zur Vorstellung und Verteidigung meiner Studienarbeit (es ist noch nicht klar, ob dies dieses Semester oder erst nächstes zu geschehen hat, da die Bericht erst in 20 Wochen endgültig vorzuliegen hat). Da ich mit der Nachbearbeitung einiger früherer Lehrveranstaltungen noch zu tun habe, wird sich der Umfang neuer Veranstaltungen in einem überschaubaren Rahmen halten. Nichtsdestotrotz werde ich es mir nicht nehmen lassen, mir interessant erscheinende Seminare zu besuchen und möglicherweise sogar einen Schein dort zu machen. Priorität haben aber meine Pflichtveranstaltungen und alles, was ich innerhalb der Anforderungen eines erfolgreichen und zügigen Diploms absolvieren muß.
Nicht direkt das Studium betreffend, aber doch studienrelevant und möglicherweise interessant für die FES: wie schon im vorletzten Bericht angesprochen, brenne ich geradezu darauf, am Geschehen innerhalb der FES teilzuhaben. Dies bedeutet für mich, am Seminarprogramm teilzuhaben und aktiv die Arbeit zu unterstützen. Da es bis zu meinem Weggang aus Magdeburg noch keine feste FES Stipendiatengruppe in MD trotz einiger dort und in der Umgebung ansässiger Stipendiaten gab, möchte ich versuchen, eine solche zu motivieren, aufzubauen und mit Leben zu füllen.
Studienabschlussplanung
Studiendauer & Diplomarbeitsthema: keine Veränderung seit dem letzten Bericht, siehe dort.
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